Vom Unbehagen an der Kritik zur Postkritik // Eine Rundreise mit Ausblicken

Thomas Edlinger
Institut für Kunst und Gesellschaft, Kunst- und Wissenstransfer
2016W, Seminar (SE), 2.0 SemStd., LV-Nr. S01749

Beschreibung

 

 Gesellschaftskritik ist nicht nur Einspruch, Unterscheidung und erklärtes Ziel vieler politischer und ästhetischer Handlungen, sondern auch Volkssport. Jeder kritisiert jeden – im Wirtshaus, im Internet, in der Kunst, an der Universität. Die Inanspruchnahme von Kritik verfängt sich heute in Kritikschleifen, die andere Kritikformen kritisieren. Zugleich ist die Kritik der x-ten Ordnung immer auch eine diskursive Praxis, die den Gegenstand ihrer Beobachtung mitkonstruiert.

Unsere Gesellschaft ist für Gesellschaftskritik empfänglich und produziert sie zugleich. In Anlehnung an Jean-Luc Godard könnte man sagen: Kritik ist nicht die Beurteilung der Wirklichkeit. Kritik ist die Wirklichkeit der Beurteilung.

Diese besteht heute auch aus einem Unbehagen an den Zwängen und Routinen von Kritik. Kritik greife als eingehegte Störung zu kurz oder gehe als schroffe Ablehnung des Gegenübers zu weit, sie gleite ab in das Ressentiment oder versteige sich zur autoritären Besserwisserei. Sie sei blind gegen ihre dekorative Verwendung und hilflos gegen ihre systematische Verwässerung. Manche Kritik schließlich sei schlicht falsch, aber wirksam, während eine andere richtig sei, aber ungehört oder wirkungslos bleibe. Ist das Geschäft der Kritik also tatsächlich ein „Elend“ oder gar „am Ende“, wie manche Theoretiker meinen?

Jedenfalls finden sich Sackgassen, Fallstricke und blinde Flecken im weiten Land der Kritik, die es darzustellen gilt. Die Fehlstellungen der Kritik zeigen sich sowohl in den Verfahren (etwa in Form einer überreizten Hyperkritik) wie auch im Bezug auf die Gegenstände von Kritik (etwa in der Ideologiekritik oder in der Kapitalismuskritik).

In einem zweiten Schritt nach der Erörterung der Kippfiguren des Kritischen soll als Reaktion auf den schwindenden Glauben an den Messianismus der Kritik eine sich auftuende Landschaft der Postkritischen kartographiert werden. Wie lassen sich ein postkritisches Leben, ein postkritisches Denken und eine postkritische Kunst beschreiben?

 

Nach dem vorbereitenden Ersttermin am 7. Oktober machen wir am 14. Oktober eine Exkursion zum steirischen herbst, um das Stück "Guerilla" von El Conde De Torrefiel im Orpheum anzusehen. Stückbeginn ist 19.30, gemeinsame Abfahrt von Wien Hbf um 15.58, Treffpunkt am Bahnhof um 15.45 vor dem ersten Wagen des Zuges.  10 Studierendenkarten sind bereits reserviert, sonstige Vergünstigungen werden am 7. Oktober bekannt gegeben.

 

Prüfungsmodalitäten

Refererat und Prüfungsgespräch

Termine

07. Oktober 2016, 10:00–12:00 Seminarraum 13
25. November 2016, 10:00–16:00 Seminarraum 13
13. Jänner 2017, 10:00–18:00 Seminarraum 13
20. Jänner 2017, 10:00–14:00 Seminarraum 13 (Prüfung)

Lehramt: Unterrichtsfach kkp (Bachelor): Wissenschaftliche Praxis: FOR: Lehrveranstaltungen nach Wahl aus Wissenschaftliche Praxis (4.0 ECTS) 067/003.80

TransArts - Transdisziplinäre Kunst (Bachelor): Theoretische Grundlagen: Theoretische Grundlagen (4.0 ECTS) 180/003.01

Mitbelegung: möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: möglich