Als Disziplin verhält sich die bildende Kunst eher undiszipliniert gegenüber den anderen Künsten. Die Kunst zeigt sich wenig zurückhaltend, wenn es darum geht die Grenzen zu den Künsten zu verwischen. Diese Entgrenzung bewegt sich zwischen Aneignung, Vampirismus, Mimikry, Hommage und Parodie und folgt der Tradition einer Verlängerung der Kunst ins Leben. Der Entgrenzungsimpuls der Avantgarden, bereitete den Boden für die zahlreichen Dilettantenprojekte in der Gegenwartskunst. Neben unzähligen Künstlerbands, Performance– und Theaterprojekten, findet sich in der zeitgenössischen Kunst ein gesteigertes Interesse an der Produktion von Literatur. Artistic Writing hat sich zu einem eigenen Subgenre der Literatur herausgebildet und erweitert das Feld der künstlerischen Produktion um zahlreiche Spielarten des Schreibens. So findet sich Künstlerprosa in Pressetexten, Blogs und Katalogbeiträgen bis hin zur abgeschlossenen Romanform, während immer mehr KünstlerInnen mit ihren Texten die Felder der Kritik und der Vermittlung betreten. Gleichzeitig bildet die Figur des Künstlers einen wiederkehrenden Gegenstand in der Literatur und es scheint so als würde die Literatur mit Hilfe der Künstler immer auch ein entfremdetes Selbst betrachten. Die Figuren selber jedoch, erscheinen häufig unzeitgemäss und nostalgisch in der Beschreibung künstlerischer Identitäten, während zeitgenössische Künstlermodelle nur selten Beachtung in gegenwärtigen Romanen finden. Im Seminar soll es darum gehen den literarischen Blick auf Künstler, einem Selbstbild gegenüber zu stellen, welches KünstlerInnen über ihre Texte vermitteln. Gelesen werden Künstlertexte, welche von der Renaissance bis zur Gegenwart reichen und Auszüge aus zeitgenössischen Romanen – etwa von Roberto Bolaño und Ben Lerner –  in welchen KünstlerInnen als Protagonisten beschrieben werden. Diese Passagen dienen in der Folge als Material für die Produktion einer Zeitschriftenausgabe. Die Publikation Guy Deborah – im Verlauf der letzten zwei Semester als offenes Format entstanden – soll in diesem Seminar eine Form finden, welche die gemeinsame Lektüre vermittelt und zum Abschluss Online verfügbar gemacht werden. Ob als Gif– oder Audiofile, Zeitschrift oder kleines Buch ist zunächst noch offen und entwickelt sich durch die gemeinsame Arbeit mit den bereitgestellten Texten.

Mitarbeit an der gemeinsamen Publikation Guy Deborah.