Grundlagen künstlerischer Gestaltung I /Einführung in Textile Produktionsfelder

Karin Altmann
Institut für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung, Textil - Freie, angewandte u. experiment. künstl. Gestaltung
2016W, Seminar (SE), 2.0 SemStd., LV-Nr. S01624

Beschreibung

GEFLICKT UND ZUGENÄHT – Von japanischen BORO-Textilien zu aktuellen UPCYCLING-Trends

 

Das japanische Wort boro bedeutet "zusammengeflickt" und bezeichnet die einst in Indigoblau gefärbten Flickentextilien der japanischen Landbevölkerung. Besonders im Norden Japans waren Baumwollstoffe sehr kostspielig und der Oberschicht vorbehalten. Als abgetragene Lumpen gelangten sie in die Hände der bäuerlichen Bevölkerung, die daraus nicht nur Gebrauchstextilien, sondern auch eindrucksvolle Kleidung schuf. In ihrer minimalistischen Ästhetik stehen diese Recycling-Textilien für künstlerische Kreativität und positive Bejahung der Unbeständigkeit allen Seins, aber auch für den Respekt vor dem natürlichen Material und der Arbeit der Hände. Nachdem sich Japan Mitte des 20. Jahrhunderts unter den Gesichtspunkten der Modernisierung und Urbanisierung rasant entwickelte, gerieten die Boro-Textilien weitgehend in Vergessenheit. Im Kontrast zum Lebensstil der heutigen Konsumgesellschaft sowie im Zusammenhang mit der Diskussion um fast fashion erscheinen sie heute jedoch aktueller denn je.

Doch nicht nur in Japan, sondern auch bei uns entwickelte sich vor dem Hintergrund der Materialknappheit die Nachkriegsmode zunächst unter der Devise "aus Alt mach Neu". Frauen trennten die Anzüge ihrer gefallenen Männer auseinander, um sich daraus warme Jacken zu schneidern. Alte Kleider wurden aus den Schränken geholt, Gebrauchstextilien wie Vorhangstoffe, Handtücher, Polsterbezüge oder Bettdecken wurden zu Kleidern umgearbeitet und jeder Lumpen und Flicken wurde aufbewahrt und wiederverwendet.

In Zeiten der Schnelllebigkeit, Überproduktion und des Schwundes natürlicher Ressourcen gewinnt Re- und Upcycling-Mode erneut an Bedeutung. Die Wiederverwertung von bereits vorhandenem Material – ob Abfall, der bei der Stoffproduktion anfällt (Verschnitt, Probestoff, Farbmuster) oder auch bereits getragene Kleidung - reduziert nicht nur die Neuproduktion von Rohmaterialien. Upcycling nimmt dieses Material in die Hand, erkennt ihr Potential, schöpft daraus Neues und transportiert darüberhinaus eine wichtige Botschaft gegen die Wegwerfgesellschaft unserer Zeit.

Prüfungsmodalitäten

Regelmäßige Anwesenheit (80 %) und aktive Teilnahme, Präsentation der Arbeitsergebnisse am Semesterende.

Anmerkungen

max. 12 TeilnehmerInnen

Das Seminar setzt sich aus 2 SWSt Grundlagen künstlerischer Gestaltung I/ Einführung in Textile Produktionsfelder und 2 SWSt Künstlerische Projektarbeit I / Künstlerische Praxis 1 – Textile Produktionsfelder/Vertiefung zusammen.

Die Seminare können unabhängig voneinander besucht werden, eine Kombination wird jedoch empfohlen.

 

 

Aufgrund der großen Anfrage wird es im Rahmen der LV nochmals die Möglichkeit geben, einen handgenähten Kimono (hitoe kosode – ungefüttertes Obergewand) anzufertigen.

 

 

 

Schlagwörter

Materielle Kultur, Recycling/Upcycling, Textilarbeit, Environment, Mode, Design

Termine

11. Oktober 2016, 10:00–17:00 TEX Klasse
25. Oktober 2016, 10:00–17:00 TEX Klasse
08. November 2016, 10:00–17:00 TEX Klasse
22. November 2016, 10:00–17:00 TEX Klasse
06. Dezember 2016, 10:00–17:00 TEX Klasse
17. Jänner 2017, 10:00–17:00 TEX Klasse
24. Jänner 2017, 10:00–17:00 TEX Klasse

LV-Anmeldung

Bis 09. Oktober 2016, 23:00
Per E-Mail: karin.altmann@uni-ak.ac.at

Mitbelegung: nicht möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: nicht möglich