Chris Kraus

Hannes Loichinger
Institut für Bildende & Mediale Kunst, Malerei
2016W, Vorlesung und Übungen (VU), 2.0 SemStd., LV-Nr. S01532

Beschreibung

In Add it Up schreibt die Filmemacherin und Autorin Chris Kraus von einem Moment in 1957, in dem der zu diesem Zeitpunkt in Paris lebende Junkie, Poet und Übersetzer David Rattray mit der Übersetzung von Antonin Artaud begann. Rattray wollte Artaud werden. Er konsultierte das Register der Bibliothèque Nationale in Paris und las jedes einzelne von Artaud ausgeliehene Buch.

Im Seminar geht es nicht um Chris Kraus. Auch nicht darum, Chris Kraus zu werden. Aber darum, wie aus Chris Kraus ‚Chris Kraus’ wurde. Um genau zu sein: Die ‚Chris Kraus’ ihres Romans I Love Dick (1997). „Everything that happens in it [I Love Dick] happened first in life“, schreibt Kraus 2016 im Guardian, “but that doesn’t mean that it’s a memoir”.

Das in weiten Teilen aus einer Reihe von mit ‚Chris’ oder ‚Sylvère’ unterschriebenen Briefen bestehende, autofiktionale Buch wurde in den späten 1990er Jahren nicht sonderlich breit rezipiert, doch zirkuliert es seit einigen Jahren verstärkt im Kunstfeld und wird derzeit von Amazon als Fernsehserie produziert (Regie: Jill Soloway).

Gemeinsam mit dem Philosophen Sylvère Lotringer, mit dem Kraus von den späten 1980er Jahren bis in die späten 1990er Jahre verheiratet war, editierte Kraus im für die Verbreitung von ‚French Theory’ in den USA maßgeblichen Verlag Semiotext(e) zahlreiche Bücher. Als Ausgleich zur vorwiegend theoretisch orientierten Serie Foreign Agents, die Autoren wie Jean Baudrillard, Gilles Deleuze, Paul Virilio und Felix Guattari veröffentlichte, brachte Kraus’ in der Serie Native Agents Romane von Eileen Myles, Cookie Mueller, Ann Rower, David Rattray und vielen anderen in das Verlagsprogramm ein.

Im Anschluss an eine generelle Einführung in den Verlag Semiotext(e), ‚French Theory’ und Chris Kraus lesen und diskutieren wir ihr Buch I Love Dick. Das Seminar ist eine Lesegruppe, aber auch eine Arbeitsgruppe. Ziel ist die Erarbeitung eines Beziehungsdiagramms der realen, fiktionalen und autofiktionalen Charaktere, der Referenzen sowie der Vielzahl von Quellen, aus denen der Text des Buches zusammengesetzt ist.

Daten: Erstes Treffen am Mittwoch, den 5. Oktober um 17 Uhr / Seminartermine: Sa., 5. und So., 6. November sowie Sa., 10. und So., 11. Dezember jeweils von 12–18 Uhr
Ort: Seminarraum, Erdgeschoss, Hohenstauffengasse 9, Abteilung Malerei Prof. Henning Bohl

Literatur (Auswahl):

Leslie Jamison, “This Female Consciousness: On Chris Kraus,” The New Yorker, 9. April 2015, http://www.newyorker.com/culture/cultural-comment/this-female-consciousness-on-chris-kraus
 

Elizabeth Gumport, "Female Trouble“, in: n+1, Issue 13, Winter 2012, https://nplusonemag.com/issue-13/reviews/female-trouble/.


Chris Kraus, I Love Dick, Semiotext(e), Los Angeles 2006

Chris Kraus, Einleitung zu Gustave Flauberts Madame Bovary (Barnes and Noble Classics, 2005)
http://semiotexte.com/?p=681

Mira Mattar (Hg.), You Must Make Your Own Death Public. A Collection of Texts and Media on the Work of Chris Kraus, Mute Books, London 2015
http://www.metamute.org/sites/www.metamute.org/files/You-Must-Make-Your-Death-Public-Chris-Kraus-9781906496647.pdf

Henry Schwarz und Anne Balsamo, “Under the Sign of Semiotext(e): The story according to Sylvère Lotringer and Chris Kraus,” in: Critique: Studies in Contemporary Fiction, Volume 37, Issue 3, 1996, S. 205–220

LV-Anmeldung

Bis 05. Oktober 2016, 18:00
Per E-Mail: hannes.loichinger@uni-ak.ac.at

TransArts - Transdisziplinäre Kunst (Bachelor): Künstlerische und kunsttechnologische Grundlagen: Künstlerische und kunsttechnologische Grundlagen (2.0 ECTS) 180/002.01

Mitbelegung: möglich

Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: möglich