mein Auge ist ein Mund

D. R.

In diesem Seminar soll der Umgang mit Lebensmitteln in der Kunst, die künstlerische Auseinandersetzung mit Essen im Mittelpunkt stehen. Vor dem Hintergrund der Verkunstung aller Lebensbereiche, der medialen Allgegenwart von Kultküche, Kulinarik und hipper Kennerschaft (Stichwort: Geschmack) als neue soziale Distinktion, stellt sich die Frage nach einem scheinbar konvergierenden Verhältnis von Kochen und Kunst. Von heute aus wird der kanonisierte Begriff der Eat Art in seiner Geschichte rückblickend untersucht.

Die Beispiele, Werke und Arbeiten, stammen sowohl aus dem grenzüberschreitenden Kunstbereich, zwischen interventionistischer Kunstpraxis (Rikrit Tiravanija u.a.) und antimusealer ästhetischer Entgrenzung (historisch: Filippo Marinettis futuristische Küche) als auch aus dem Bereich der professionellen Gastronomie. So werden wir uns u.a. mit der avantgardistischen Molekularküche Ferrans Adriàs, den interpassiven Kochshows (so z.B. Jamie Oliver, Alfred Biolek bei Christian Jankowski) als auch mit dem Guerilla Cooking der Open Kitschen Bewegung befassen. Die Kunstgeschichte geschriebenen Künstlerküchen von Daniel Spoerri, Gordon Matta Clark u.a. werden zentraler Gegenstand unserer Untersuchungen sein. Des Weiteren werden wir uns mit Performances und der Kosmologie des Kochens (Peter Kubelka: Film und Kochen als Kunstgattung) auseinandersetzen. Die Eigenart von konzeptuellen Künstlerbüchern wird gerade vor den Stapeln mit Coffeetablebooks, mit ihrem geradezu überwältigenden Glücksversprechen, Thema sein. Last not least: Genderfragen, die Reflexion gesellschaftlich verbürgter Rollen (Martha Rosler, Birgit Jürgenssen …). Bei wechselnden Blickrichtungen können wir überraschende Aspekte des aktuellen (so z.B. Ausstellungen 2014: Marseille, 2015: Bergisch-Gladbach, Mailand, Linz) Themas entdecken.

Ein Seminarapparat mit Literatur zum Thema steht im Hauptlesesaal zur Verfügung. Im Zeitschriftenlesesaal befindet sich eine Auswahl von Filmen zum Thema. Künstlerbücher aus der Sondersammlung der Universitätsbibliothek werden ebenfalls zusammengestellt. Zur Einführung: z.B. Richard Hamilton (Hrsg.) Food for thought. Thought for food, Barcelona/ New York [2009]. Ralf Beil: Künstlerküche, Köln 2002. Harald Lemke, Die Kunst des Essens, Bielefeld 2007.

Durchgehende Anwesenheit, aktive Mitarbeit, Referat und danach vertiefende schriftliche Seminararbeit