2022W
Gerhild Steinbuch
Institut für Sprachkunst, Institut für Sprachkunst
2022S, 1.0 ECTS, 1.0 SemStd., LV-Nr. S03816
GASTVORTRAG: TARAS PROCHASKO - ROUGH TRANSLATION
14. Juni 2022, 18:30 Uhr
Auditorium, Vordere Zollamtsstraße 7, 1030 Wien
"Daraus lassen sich ein paar Erzählungen machen", heißt ein Buch von Taras Prochasko, das in einer Übersetzung von Maria Weissenböck in der Edition Suhrkamp erschienen ist. Ein Familienepos als Extrakt, aus dem Blickwinkel einer sowjetischen Kindheit erzählt - in einer dokumentarisch knappen und hart gefügten Sprache. In den letzten Jahren war Taras Prochasko vor allem journalistisch tätig.
In Lesung und Gastvortrag spricht Taras Prochasko via Zoom mit Evgenia Lopata, der Kuratorin des Festivals Meridian Czernowitz. Wie lässt sich die Gegenwart in Worte fassen? Wie unterscheidet sich sein literarisches von seinem journalistischen Schreiben? Welche Form der Literatur ist jetzt geboten?
Taras Prochasko ist Schriftsteller und Journalist. Er gehört zum Autoren- und Mitarbeiterkreis der von Jurko Izdryk in Iwano-Frankiwsk herausgegebenen Zeitschrift Tschetwer. Zeitschrift für Texte und Visionen (Donnerstag) und war 1992 bis 1994 Co-Redakteur der Zeitschrift. 1997 arbeitete er als Lektor im Kiewer Verlag Smoloskyp. Seine Beiträge erschienen u. a. in den Lemberger Zeitungen Express und Postup, in der Internet-Zeitschrift Zbruč und in der Zeitschrift Tschetwer in Iwano-Frankiwsk. Prochasko ist Mitglied der Ukrainischen Schriftsteller-Assoziation und war Stipendiat am Literarischen Colloquium Berlin. Im März 2020 wurde ihm mit dem Taras-Schewtschenko-Preis der ukrainische Staatspreis für Kultur verliehen.
Im Anschluss an die Lesung gibt es die Möglichkeit, mit Taras Prochasko ins Gespräch zu kommen.
GASTVORTRAG ARIS FIORETOS: ATLAS: Fallstudien.
10. Mai 2022, 16:00 Uhr im Seminarraum 2, OKP
Atlas ist nicht nur der Name des Titanen, der den alten Griec
hen zufolge den Himmel trug, sondern auch die Bezeichnung, die der niederländische Kosmograph Gerardus Mercator, der ersten Zusammenstellung von Karten über die bekannte Welt gab (1595). Während Seefahrer und Astronomen die Umgebung des Menschen kartierten, brachen die Mediziner zu Entdeckungsreisen in sein Inneres auf. Auch für die Ärzte wurde Atlas zum Vorbild für jeden, der „Wahrheiten in noch unbekannten Dingen“ suchte. Sachlich, aber zärtlich, klardenkend und leidenschaftlich musste dem Menschen, der den Blick nach innen wandte, um sein ebenso endliches wie veränderliches Wesen zu verstehen, eine scheinbare Zumutung gelingen: die Unruhe zu bewahren.
In sechzig Prosaerzählungen – „Fallstudien“ genannt – und etwa 600 Illustrationen schildert Aris Fioretos’ Atlas (2019; dt. 2020) das Bild vom neuen Menschen, geprägt von medizinischen Errungenschaften, das in den Jahrzehnten um 1900 entsteht. Zwischen Fakt und Fiktion schillernd gestaltet das Buch Fragen, die von der Medizin offengelassen werden. Sitzt die Seele an einer bestimmten Stelle im Körper? Ist die Haut wirklich die Grenze eines Menschen? Kann er sich zur Weisheit schlafen?
Literatur beschränkt sich vordergründig auf zwei Dimensionen: Druck auf Papier. Als Atlas 2019 erstmals als Buch in Schweden erschien, stellte es jedoch parallel eine weitere, gewagte Frage: Was passiert, wenn sie eine dritte Dimension erhält? Gemeinsam mit gewerkdesign, Berlin, und dem Tonkünstler Peter Imig, hat Fioretos 24 Szenen aus dem Buch in Bild und Ton nachgestellt. Die Ausstellung, die im Moderna Museet, Stockholm, gezeigt wurde (www.modernamuseet.se/stockholm/sv/utstallningar/aris-fioretos), versuchte dadurch Blicke in das zu bieten, was der bekannteste Arzt der Literatur (Dr. Frankenstein) einst „die schmutzige Werkstatt der Schöpfung“ nannte.
In dieser Präsentation stellt Aris Fioretos Buch und Ausstellung vor.
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Aris Fioretos, 1960 in Göteborg geboren, ist schwedischer Schriftsteller griechisch-österreichischer Herkunft. Zahlreiche seiner Bücher sind ins Deutsche übersetzt, zuletzt der Roman Nelly B.s Herz (Carl Hanser Verlag, 2020). Für sein Werk wie für seine Übersetzungen – er übertrug u.a. Friedrich Hölderlin, Vladimir Nabokov und Peter Waterhouse ins Schwedische – hat er zahlreiche Preise unterhalten. 2019 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. Aris Fioretos ist derzeit Fellow am IFK | Kunstuniversität Linz in Wien.
Atlas erschien 2020 in gekürzter Fassung, ins Deutsch von Paul Berf übersetzt, im Residenz Verlag. Die schwedische Originalausgabe kam 2019 im Norstedts Förlag heraus.
Pro Semester werden zwei Gastvorträge angeboten. Für die erfolgreiche Absolvierung ist Anwesenheit bei BEIDEN erforderlich (Beurteilung mit „mit Erfolg teilgenommen“ bzw. „ohne Erfolg teilgenommen“).
10. Mai 2022, 16:00–19:00 Seminarraum 2
14. Juni 2022, 18:30–21:00 Auditorium
Von 01. Februar 2022, 13:37 bis 22. Februar 2022, 23:59
Per Online Anmeldung
Sprachkunst (Master): Gastvorträge: Gastvorträge 1-4 570/004.01
Mitbelegung: nicht möglich
Besuch einzelner Lehrveranstaltungen: nicht möglich